
Früh an einem Sonntagmorgen machen wir uns auf den Weg nach Lähn in Tirol. Das Wetter für heute soll nicht allzu berauschend sein, daher haben wir nach einer Tour gesucht, die in maximal 6 h zu gehen ist. Denn ab den frühen Nachmittag soll Regen aufziehen und diesmal soll der Wettbericht auch Recht behalten. Aber der Reihe nach.

Start für die Tour auf den 2.247 m hohen Plattberg, dessen höchste Erhebung die Hochschrutte ist, ist ein kleines Dörfchen in Tirol namens Lähn. Wir stellen unsere motorisierte Kutsche beim Park and Ride Nähe des Bahnhofs Lähn ab und laufen in westlicher Richtung auf einen Lawinenschutzwall zu. Nachdem wir den Wall passiert haben, folgen wir rechtshaltend der Forststraße nach Norden bis sich der Weg gabelt. Rechts kann man nun den Aufstieg über die Bichelbacher Alm wählen (das wird unser Abstiegsweg). Links zweigt ein kleiner Pfad in das Wiestal ab. Wir entschieden uns für den Weg durch das Wiestal. Der Weg schlängelt sich schmal durch das Wiestal empor. Nach regnerischen Tagen kann dieser Weg auch mal etwas nass an den Beinen werden. Nach dem wir mehrere Bremsen bemerken, ziehen wir das Tempo etwas an. Korrektur: Thea zieht das Tempo etwas an. Ich hatte an dem Tag tatsächlich etwas müde Beine, merke ich doch die zwei Golfrunden die Tage zuvor (insgesamt 27 Loch). Ich beiße die Zähne zusammen und stampfe ihr hinterher. Ungefähr auf 1.500 Höhe queren wir einen Bach und folgen dem Weg links weiter.
Nach ca. 1 h erreichen wir eine Forststraße. Links würde man nach Lähn zurückkommen, rechtsherum würde es zur Bichelbacher Alm gehen. Das Wegweiser Schild hierzu lag bei unserer Tour zwar auf dem Boden, der weitere Wegverlauf ist auch erstmal ohne Schild ersichtlich. Man überquert an dieser Stelle einfach die Forststraße und hält sich am Wieshang immer Richtung Nordwesten. Wenig später zweigt der Alpenrosensteig rechts ab, wir haben uns jedoch entschieden dem Grat weiter über den Wieshang in Angriff zu nehmen. Über unsere GPS-Karte halten wir uns stets Richtung Wiesjoch orientiert. Am Hang entdecken wir einige freilaufende Pferde. Der Grashang wird steiler je weiter man Richtung Grat kommt. Im oberen Drittel wird es dann auch felsiger. Ab hier ist bis zum Gipfel uneingeschränkte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefordert.

Knapp unter dem Wiesjoch beginnt Gratverlauf. Wir halten uns rechts und folgen der Pfadspur über den felsigen, teilweise ausgesetzten Grat Richtung Gipfelkreuz. Nach ungefähr zwei Drittel vom Gratweg erreichen wir die Schlüsselstelle der Tour. Für uns war es nicht ganz ersichtlich, wo der weitere Weg verläuft. Rechts ein Stück am Grat hinunter und weiter hinten eine steile Fellstufe empor? Über die kurze Felsstufe drüber und weiter direkt auf dem Grat? Oder doch links am Grat entlang kletternd. Nach einer kurzen Abwägung der verschiedenen Optionen und einem kurzen Cross Check mit dem Bauchgefühl haben wir uns für die linke Wegalternative entschieden. Vorsichtig und Schritt für Schritt hangeln wir uns an dem teils brüchigen Fels entlang, bis wir an einer guten Stelle wieder auf den Grat zurück klettern können. Diese Stelle ist extrem ausgesetzt, fällt sehr steil ab und ist bei Schnee, Eis und Nässe nicht empfehlenswert! Die Punkte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hatte ich ja bereits erwähnt. Der weitere Weg zum Gipfel verläuft zwar schmal aber relativ unschwierig. Am Gipfel angekommen haben wir an diesem Tag leider nur einen sehr eingeschränkten Blick, da immer wieder starker Nebel aufzieht.

Für den Abstieg wählen wir den nach Osten führenden und deutlich sichtbaren Steig. Auf diesem kommt zweimal ein Drahtseil zur Hilfe, welches aber nicht unbedingt benötigt wird. Wenig später passieren wir links an einem Felsen eine Gedenktafel. An dieser zweigt der Weg rechts ab und wir wandern über eine steile Rippe nach Südwesten zum Farenegg hinab, bis wir eine Forststraße erreichen. Dieser folgen wir links für ein paar Minuten bis uns ein Wegweiser auffordert, rechts Richtung Lähn abzubiegen. Gerade bei Nässe ist der nun folgende schmale Pfad sehr matschig und rutschig. Hier gerne auf Wanderstöcke zurückgreifen, da es einem bei schnellerem Tempo hin und wieder mal die Füße wegziehen kann. Der Pfad führt sodann zurück auf die Forststraße und der Gabelung an der wir uns beim Aufstieg links zum Wiestal gehalten haben. Diesem folgt man weitere zehn bis fünfzehn Minuten bis zum Parkplatz am Bahnhof Lähn.
Fazit: Eine sehr tolle aber vor allem im Gipfelbereich anspruchsvolle Tour. Wir haben brutto für die Tour 5 h gebraucht (also inklusive Pausen), daher eignet sich die Tour auch für die, die gerne etwas länger in den Federn liegen bleiben. Mit ca. 12 km Länge befindet sich die Tour von der zurückzulegenden Wegstrecke auch eher im Mittelfeld. Dennoch würden wir die Tour, nicht zuletzt wegen der Ausgesetztheit am Grat, definitiv als „schwarze Tour“ klassifizieren. Auch die knapp 1.200 Hm sind nicht zu unterschätzen. Wer aber über die notwendige alpine Erfahrung, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Ausdauer verfügt, den erwartet ein aufregendes Bergabenteuer mit einer wunderschönen Bergflora.
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