Watzmann | Berchtesgadener Alpen

Veröffentlicht am 8. August 2020 um 18:00

Der Wecker klingelt, es ist 3 Uhr in der Früh. Watzmann Tag. Gegen Ende unseres Berchtesgadener Aufenthaltes steht sie an. Die Königsdisziplin in den Berchtesgadener Alpen: die Watzmann Überschreitung. Laut Internet wartet auf uns ein 14-stündiger Kraftakt.

Wir sitzen am Frühstückstisch aber Appetit kommt nicht auf. Es reicht gerade so für eine Banane. Obwohl wir früh schlafen gegangen sind war die Nacht kurz. Unsere Wanderausrüstung inkl. Klettersteig Set haben wir Gott sei Dank am Vorabend schon gepackt. Apathisch richten wir noch unser Proviant: 8L Getränke, Obst, Brote, Magnesium und Energieriegel. Um halb vier machen wir uns auf zum Startpunkt: der Parkplatz an der Wimbachbrücke (634 m) Als wir ankommen merken wir schnell, die einzigen sind wir nicht, die so früh aufbrechen. Aber wenn man die Watzmann Überschreitung an einem Tag machen will, muss man entweder besonders schnell sein oder früh los. Wir gehen auf Nummer sicher und entscheiden uns für letzteres.

Der Weg zum Watzmannhaus ist mit 4 h ausgeschildert. Unsere Tourenbeschreibung sagt 3 h. Ein wenig Panik macht sich auf. Wir schlucken die Information runter und laufen los. Es ist 4 Uhr. Schnell kommen wir ins Schwitzen, denn die Forststraße, auf der man anfangs unterwegs ist, verläuft durchgehend steil. Am Anfang etwas mehr, fast schon unangenehm, flacht die Steigung später dann etwas ab. Entlastung für die Oberschenkel gibt es jedoch kaum. Wir ignorieren die Wadenbeißer und bleiben nur für Trinkpausen immer mal wieder kurz stehen.

Währenddessen blicken wir uns um. Im Schein der Stirnlampe wirkt alles so ruhig und friedlich. Zugegeben, es hat was so früh unterwegs zu sein. Die Luft ist angenehm kühl und trotz T-Shirt ist es nicht zu kalt.

Es wird langsam heller und wir können für den weiteren Weg die Stirnlampe ausmachen. Wir passieren die Mitkaseralm und gelangen wenig später auf die Falzalm. Von dort führt ein, steiler aber gut ausgebauter Steig hinauf zum Watzmannhaus. Der Sonnenaufgang lässt uns kurz innehalten und verzaubert uns mit einem wunderschönen Bergpanorama. Bestes Bergwetter erwartet uns, auch wenn es mit knapp 30°C sehr heiß werden wird. Zweieinhalb Stunden nachdem wir vom Parkplatz losgelaufen sind, erreichen wir das Watzmannhaus (1.930 m). Wir sind zufrieden, liegen wir doch voll in unserem Zeitplan. Wir gönnen uns eine Semmel als kurze Stärkung und laufen weiter zum Hocheck. Erneut sprechen die Wegweiser eine andere Sprache (3 h); unsere Tourenbeschreibung aus dem Internet (2 h). Wir lassen uns überraschen. Der Steig zum Hocheck ist ein alpiner Steig der im Zickzack nach oben führt. Anfangs noch mäßig steil, wird es gegen Ende mühsam. Immer wieder bleiben wir für Trinkpausen stehen. Wir brauchen 2 h für den Steig und liegen weiter im Plan. Am Hocheck (2.675 m) angekommen gestatten wir uns eine Frühstückspause. Wir versorgen uns mit der ersten Ration Magnesium und verspeisen genüsslich den ersten Energieriegel. Danach legen wir provisorisch unser Klettersteigset an. Jetzt beginnt der schönste Teil an der Unternehmung Watzmann: die Überschreitung vom Hocheck zur Watzmann Mittelspitze bis zur Südspitze. Leider ist es auch der kürzeste Teil der Tour. Wir benötigen zur Mittelspitze (2.713 m) eine gute halbe Stunde und das restliche Stück bis zur Südspitze (2.712 m) schaffen wir nach weiteren eineinhalb Stunden.

Der Wegverlauf ist die ganze Zeit über hervorragend markiert und die Orientierung stellt keine Probleme dar. Auf der Südspitze angekommen, gönnen wir uns nochmal eine ausgiebige Pause, bevor es an den langen und beschwerlichen Abstieg geht. Wir stärken unsere Beine mit der zweiten Ration Magnesium und machen uns über unsere Brotzeit her. Der Abstieg wurde uns in diversen Literaturen als Horrorszenario vorgestellt. 

Als "schlimmster Teil der Tour" und "Tortur für die Oberschenkel" war hier die Rede. Fakt ist, der Abstieg bis zum Parkplatz ist lang, immerhin müssen gut 2.000 Hm hinter sich gebracht werden. Allerdings sind es weniger die Oberschenkel als mehr die Knie die sich irgendwann melden. Und so krass wie es in manchen Beschreibungen drin stand ist es ehrlich gesagt nicht. 2.000 Hm sind nun mal eben kein Pappenstiel und mit der Einstellung gingen wir den Abstieg auch an.

Das erste Stück gehört dabei zu den angenehmeren Teilen, da es mehr Kraxelpassagen beinhaltet. Auch das erste Geröllfeld hinterlässt noch keine großen Spuren, obwohl die Art von Abstieg gar nicht das unsere ist. Richtig in die Knie geht das Stück bis runter in ein ausgetrocknetes Flussbett. Steil verläuft der Steig hinab auf erdigen Passagen. Vereinzelt gibt es Unterstützung durch eine schwere Eisenkette, die aber an manchen Stellen nur begrenzt eine Hilfe ist. Einfacher und zügiger geht es dann doch ohne. Im Flussbett angekommen dauert es ca. 30 Minuten bis zur Wimbachgrieshütte (1.327 m). Dort frischen wir uns mit Limonade und Radler auf und tauschen unsere globigen Wanderschuhe gegen leichte Trekkingschuhe. Das ist, neben ausreichend Flüssigkeit und früh aufbrechen, sicherlich einer der besten Tipps, die wir geben können.

Die restlichen 8 km von der Wimbachgrieshütte zurück zum Parkplatz lassen sich so viel entspannter angehen. Wir folgen dabei dem Weg zunächst weiter durch das Flussbett, bis es links auf markierten Weg in den Wald geht. Wir passieren noch das Wimbachschloss und die Wimbachklamm ehe der Parkplatz in Sichtweite rückt. 5 h nach dem Aufbruch von der Südspitze stehen wir fix und fertig am Auto. Es ist 17 Uhr. Wir klopfen uns auf die Schulter und freuen uns schon auf ein nächstes Mal.

Unsere Tour dauerte in Summe 13 h. Reine Bewegungszeit davon waren 9 h.

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