Rabenkopf über Schwarzeck | Bayerische Voralpen

Veröffentlicht am 5. April 2021 um 18:00

Kurz bevor ein erneuter Wintereinbruch bevorsteht, haben wir uns entschieden, den Feiertag bestmöglich zu nutzen. Und wie kann man das besser tun als in den Bergen? Also haben wir unsere Wanderrucksäcke gepackt und sind Richtung Kochel am See gefahren.

Ausgangspunkt unserer Tour ist der Wanderparkplatz in Pessenbach. Nach dem wir ein letztes Mal unsere Ausrüstung gecheckt haben, werfen wir noch einen kurzen Blick auf die am Parkplatz befindliche Wanderkarte. Nach einem zufriedenen Cross-Check mit unserer GPS-Tour konnte es los gehen. Wir überqueren die B11 und folgen dem Weg in den Wald hinein. Hier hat man nun zwei Möglichkeiten. Entweder folgt man dem breiten Forstweg oder man hält sich links und nimmt die steilere Variante mit der Wegmarkierung Nr. 454. Wir schauen uns kurz an und sofort ist klar, heute gibt’s was auf die Waden! Wir biegen also links ab. Unser Weg führt uns nun fortan steinig und in kontinuierlicher Steigung den Hang hinauf. Die Orientierung stellt kein großes Hindernis dar, da der Weg 454 sehr gut ausgeschildert ist. Nach einer knappen Stunde erreichen wir wieder den Forstweg. Wir wenden uns nach links und schlagen uns kurz vorm Bachlauf rechts einen kleinen Steig hinauf (rote Markierung am Baum, kann leicht übersehen werden). Wenige Minuten später haben wir unser erstes Etappenziel erreicht, die Orterer Alm (1.089 m, bewirtschaftet Mitte Mai bis Mitte Oktober).

Wir halten uns hier für eine kurze Trinkpause auf und beobachten derweil den weiteren Wegverlauf. Weiter oben erblicken wir zwei Wanderer, die sich scheinbar den extrem steilen Hang Richtung Pessenbacher Schneid, unser zweites Etappenziel, abmühen. Entweder sieht es nur so krass aus oder es wird später richtig spannend, höre ich meine Wanderkollegin rufen. Von der Orterer Alm läuft man zunächst rund 50 m den Weg entlang, ehe rechte Hand die ersten Stufen ersichtlich werden.

Ab hier holen wir unsere Spikes/Grödeln raus und sicherheitshalber, bevor man wieder knietief im Schnee versinkt, auch gleich die Gamaschen. Letzteres hätten wir uns sparen können, aber im Vorfeld weiß man das ja nie so genau. Kurze Zeit später sehen wir das Ergebnis eines Lawinenabganges. Dicke Eisbrocken liegen verteilt am ganzen Hang herum. Hier will man nicht am Berg rumturnen, wenn so ein Geschoss den Hang hinab wälzt! Wir fokussieren uns wieder auf den Weg, der uns in Serpentinen abwechselnd in den Wald hinein und wieder raus auf den Hang führt. Später vollzieht der Weg einen Linksknick und führt uns direkt zur zweiten Etappe: dem Pessenbacher Schneid (1.279 m). Von der Orterer Alm bis zum großen Holzkreuz am Pessenbacher Schneid sind es ca. 30 Minuten.

Wir genießen den herrlichen Ausblick ins Karwendel und nutzen die Ruhe für ein paar schöne Erinnerungsfotos. Nach einer kurzen Trinkpause und ein wenig Obst zur Stärkung geht es weiter. Vom Pessenbacher Schneid habt ihr nun zwei Möglichkeiten zum Rabenkopf zu kommen. Die erste und einfachere Variante verläuft über den ausgeschilderten Normalweg. Die zweite und wesentlich anspruchsvollere Variante verläuft „oberhalb“ des Normalwegs zur Bergwachthütte (Ausschilderung am Gatterl – Bergwachthütte bzw. am Baum BW-Hütte). Bei dieser Variante überschreitet ihr vorher das Schwarzeck (1.527 m) und müsst im Anschluss eine 5 m hohe Steilstufe bezwingen. Diese ist jedoch mit Trittstufen und Drahtseilen entschärft. Bei Schnee und Eis ist jedoch erhöhte Vorsicht geboten. Dazu später mehr.

Wir haben uns für die anspruchsvollere Variante entschieden und schlagen den Weg zur Bergwachthütte ein, welche ein paar Meter später linke Hand erscheint. Von dort an zieht sich der Steig felsig und sehr steil entlang dem Grat bis zum Schwarzeck. An einigen Stellen verläuft der Weg sehr schmal am Abhang. Trittsicherheit ist bei dieser Variante unbedingt erforderlich! Ein falscher Schritt und das Wandermärchen kann böse enden. Ist man sich der Gefahr jedoch bewusst und agiert dementsprechend verantwortungsvoll, erwartet einen ein wirklich sehr schöner Steig. Das Schwarzeck selbst wartet nicht mit einem Gipfelkreuz auf sich, lediglich ein kleiner Gipfelstein bezeugt hier die Tatsache, dass man den Gipfel erreicht hat. Von dort aus, lässt sich auch bereits das Gipfelkreuz des Rabenkopfs erblicken, sowie der weitere Gratverlauf und die zuvor angesprochene Steilstufe. Unter normalen Umständen ist die Steilstufe kein großes Hindernis. Tritteisen und Drahtseile unterstützen ausreichend. Bei winterlichen Verhältnissen wird das ganze schon ein klein wenig kniffliger. Die Tritteisen waren bei uns komplett unter einer Eisdecke begraben, so dass wir ausschließlich das Drahtseile zur Unterstützung nutzen konnten. Ohne Grödeln oder ähnliches muss man hier höllisch aufpassen, dass man nicht aus- oder abrutscht.

Hat man jedoch dieses Hindernis bezwungen, eröffnet sich einem ein wunderschöner Panoramablick auf den Kochelsee, dem Starnberger See, sowie auf die umliegenden Berge wie die Zugspitze, den Jochberg, dem Heimgarten und dem Herzogstand sowie im Hintergrund die Benediktenwand.

Für den Abstieg wählen wir den Normalweg hinab zur Staffelalm (bewirtschaftet Mitte Mai bis Mitte Oktober). Danach folgen wir dem breiten Forstweg bis nach wenigen Metern links ein kleiner Trampfelpfad abzweigt (gelbe Wegschilder). Dieser führt geradewegs zurück zum Pessenbacher Schneid. Auf dem kleinen Stück gilt nochmal volle Konzentration, den bei uns war der ganze Steilhang schneebedeckt. Zwar war es gut gespurt, dennoch verläuft der Weg auch hier teilweise sehr schmal. Zurück am Pessenbacher Schneid laufen wir denselben Weg zurück zur Orterer Alm wie beim Aufstieg. Der weitere Abstiegsweg ist indes wenig spektakulär, da wir hier den Weg über die Forststraße hinunter zum Parkplatz wählen.

Ein kleiner Geheimtipp: Kurz nach dem Kochler Eck kann man den Weg von der Forststraße abkürzen wenn man rechts von der Forststraße den kleinen Steig verwendet.

Fazit: Eine wirklich tolle Halbtagestour, mit ca. 13 km aber konditionell fordernd. Der Aufstieg über die Forststraße und den Normalweg ist von der Bergwegeklassifikation her als Blau definiert, der Weg über das Schwarzeck Rot. Bei Schnee und Eis je nach dem schwerer.

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