Kletterspaß am Achensee | Rofangebirge

Veröffentlicht am 3. Oktober 2021 um 18:00

Endlich ist es soweit. Heute geht es zum Achensee. Schon länger haben wir uns die Tour vorgenommen, aber immer kam etwas dazwischen. Zumal auch die 2 h Anfahrt nicht ganz ohne sind. Aber nachdem die Wetterfrösche für das Wochenende Föhn vorausgesagt haben, hat uns mal wieder der Wandereifer gepackt. Der Achensee bietet eine Vielzahl an Klettersteigen, die man in einer anspruchsvollen Rundtour miteinander verknüpfen kann. Ganz geschweige von dem extrem schönen Rofangebirge, welches wir auch endlich mal erkunden wollen.

Von der Talstation (980 m) der Rofanbahn überwinden wir die ersten 860 Höhenmeter mit der Bahn und stehen um 09:30 an der Erfurter Hütte (1.831 m). Von dort aus gehen wir zuerst den Hauptweg, bis kurze Zeit später der Weg rechts Richtung Haidachstellwand abgeht. Unser Ziel ist es die Haidachstellwand über den Normalweg aufzusteigen und über den Klettersteig abzusteigen. Der Weg ist anfangs noch flach und steinig und geht wenig später in Serpentinen über. Der Anstieg verläuft nun steil und anstrengend. Trotz schönem Wetter ist es extrem windig und wir haben Mühe uns gegen die stürmische Lage zu unterhalten. Waren die Temperaturen weiter unten trotz der frühmorgendlichen Stunde noch angenehm, ist es weiter oben aufgrund der „steifen Brise“ doch schon sehr frisch. Noch haben wir die Hoffnung, dass sich die Lage hinter den Felswänden verbessert. Wie windig es noch werden würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht.

Kurz bevor wir die letzten Meter zur Haidachstellwand angehen, legen wir bereits Klettersteigset und Helm an. Wenig später warten bereits zwei kurze B-Passage auf dem Normalweg auf uns. Keine 10 Minuten später stehen wir auf der Haidachstellwand (2.192 m). Wir verlassen ohne lange Pause den grasigen Gipfelaufbau rückseitig. Hier wartet jedoch die erste kleine Orientierungschallenge. Wollt ihr nämlich wie wir den Klettersteig absteigen darf man nicht den roten Markierungen nach rechts folgen, sonst steht man schnell auf dem Normalweg für den Abstieg; sondern läuft einfach geradeaus weiter. Wenig später erreicht man so eine Felsstufe, die mit Drahtseilen versichert ist und den Einstieg des Klettersteiges markiert. Die Gesamt-Topo für die fünf Klettersteige ist recht kurzgehalten, es hat daher den Anschein, als wären es jeweils nur kleine, kurze Drahtseilelemente. Dem ist aber nicht so. Der erste Klettersteig von der Haidachstellwand unterteilt sich in zwei Passagen. Die erste Passage enthält eine kurze Seilbrücke. Diese ist etwas gewöhnungsbedürftig, da lediglich ein Drahtseil für die Hände zur Verfügung steht. Kurz nach dem Gratstück B/C folgt dann ein Gehpassage ehe Teil 2 auf uns wartet.

Bei guten Wetterbedingungen ist entsprechend viel los. Die meisten Klettersteiggeher wählen den Klettersteig für den Aufstieg, da dies wesentlich einfacher ist. Dadurch erzwingen sich ein paar mehr Pausen als sonst üblich. Da der Klettersteig von der Schwierigkeit mit B/C eher im Mittelfeld anzusehen ist, gibt es auch immer wieder gute Passagen, an denen man die Leute vorbeilassen oder Pausen machen kann. Die B/C Passagen sind zwar manchmal etwas „luftig“ aber nicht sonderlich schwierig. Unten angekommen halten wir uns Richtung Gruberscharte. Der nächste Gipfel soll der Roßkopf (2.246 m) werden. Thea ist schon sichtlich nervös, schließlich ist es unser erster richtiger C/D-Kletterseig.

Während wir zum Einstieg laufen, können wir einen guten Blick auf die imposante Wand des Roßkopfes erhaschen. Die steil aufragende und spitz zulaufende Wand, die von weitem aussieht wie ein großer Haifischzahn, steigert die Nervosität von Thea nur noch zusätzlich. Am Einstieg angekommen gönnen wir uns erstmal noch eine kleine Brotzeitpause zur Stärkung und beobachten die anderen Klettersteigbegeher, die sich an dem steilen und etwas überhängenden Einstieg des Roßkopfes versuchen. Dann ist es soweit. Thea geht voraus und schaut es euch an, sie kann es doch. Die C/D Passagen sind zwar schon armlastig und lang, dennoch gibt es immer mal die Möglichkeit sich mit der Rastschlinge einzuklicken und zu pausieren. Diese Möglichkeiten nutzen wir auch. Ein paar weitere Züge später haben wir die meisten der schwierigen Stellen gemeistert. Eine jubelnde Thea, darüber das alle C/D Stellen erfolgreich bezwungen wurden, weicht eine etwas enttäuschte Thea, als sie merkt, dass sie in der letzten C/D Stelle drinhängt. Einmal lang gemacht und ein beherzter Griff in den Fels und der letzte Überhang ist auch geschafft. Als wir am Edelweiß Band vorbeikommen, beschließen wir diese Stelle als kurzen Rastplatz anzunehmen und eine kleine Pause zur Stärkung einzulegen. Danach warten nur noch kleinere Aufschwünge und Rampen im A und B Schwierigkeitsgrad, bis wir dann auch hier den zweiten Gipfel für heute als unser Eigen bezeichnen dürfen.

Auf dem Roßkopf angekommen ist der Wind immer noch sehr stark, so dass wir direkt weitergehen und den Abstieg wählen. Hierbei sei gesagt, der C/D-Klettersteig eignet sich unserer Meinung nach nicht für den Abstieg, da es für Gegenverkehr sehr eng ist. Daher klettern wir rückseitig über den B-Klettersteig ab und stehen kurze Zeit später vor dem Einstieg der Seekarlspitze (D). Aufgrund des nun mittlerweile sehr starken Windes und den auch etwas müden Armen, entscheiden wir uns gegen den Aufstieg über den D-Klettersteig. Zwar haben wir von einem netten und kompetenten älteren Herr gehört, die Seekarlspitze sei viel einfacher als der Rosskopf da diese nicht so armlastig und überhängend und der Rosskopf mit Abstand der anspruchsvollere der fünf Klettersteige sei. Das ermutigt Thea schon mal für das nächste Mal. Hoffentlich hat sie die weisen Worte des Mannes bis dahin nicht vergessen. Wir lassen es uns aber dennoch nicht nehmen über den Normalweg auf den 2.161 m hohen Gipfel der Seekarlspitze zu steigen. Mittlerweile hat der Wind wieder an Kraft zugenommen und der kurze Aufstieg wird sehr mühsam und kräftezehrend. Immer wieder müssen wir aufpassen, dass es uns die Beine nicht wegzieht. Der Wind pfeift teilweise so heftig, dass selbst wenn wir uns anbrüllen, wir kaum ein Wort des anderen verstehen.

Im Windschatten gönnen wir uns noch eine kurze Pause, ehe wir weiterlaufen. Zwei Gipfel gibt es in dem Gebiet noch zu besteigen, das Spieljoch (2.236 m) und den Hochiss (2.299 m). Wir entscheiden uns an dem heutigen Tag dafür, das Spieljoch noch mitzunehmen und anschließend zurück zur Erfurter Hütte zu laufen. Bis zum Gipfel des Spiejochs ist es nicht weit. Leider steht hier kein Gipfelkreuz mehr, eventuell hat der Wind hier seinen Job ja schon getan 😊. Vom Spieljoch geht es über mehrere drahtseilversicherten Passagen in mittlerer Schwierigkeit (B/C) nach unten. Auch hier ist Vorsicht geboten, denn der starke Wind zehrt ordentlich an uns und manche Passagen verlaufen auch hier mit etwas „Luft unterm Hintern“. Zurück bei der Erfurter Hütte entscheiden wir uns gegen eine Einkehr. Stattdessen nutzen wir die Gelegenheit den Air Rofan auszuprobieren. Für 12,50 € pro Person wird man in der Horizontalen ca. 200 Höhenmeter hinauf zum Geschöllkopf (2.039 m) in einem flugdrachenähnlichen Gefährt rückwärts nach oben gezogen. Oben angekommen saust das Gefährt mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h wieder nach unten. Es ist ein sehr kurzer Spaß, aber hat definitiv Spaß gemacht und für 12,50 € noch vertretbar.

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