Großvenediger | Venediger Gruppe

Veröffentlicht am 29. Juli 2020 um 16:55

Wie ihr euch vielleicht noch erinnern könnt, haben wir letztes Jahr unsere Gletscherausbildung absolviert und im Rahmen des Hochtourenkurses den Großvenediger bestiegen. Anschließend haben wir wenige Wochen später die Wildspitze in den Ötztaler Alpen in Eigenregie bezwungen. Auch für dieses Jahr stehen wieder zwei Hochtouren in den Ötztaler Alpen auf dem Programm.

Es ist Montagmorgen Anfang August und wir machen uns wieder einmal auf den Weg nach Vent (1.900 m). Gegen Mittag parken wir unser Auto auf dem Parkplatz vor der Seilbahn und hasten eilig hoch zur Similaunhütte (3.019 m). Es soll am Nachmittag/Abend noch gewittern, daher wollen wir es möglichst vermeiden in eine Schlechtwetterfront reinzugeraten. Unsere Hochtourengruppe, anfangs zu fünft, zieht bereits mit knackigem Tempo Richtung Martin-Busch Hütte los. Die Wege sind gut ersichtlich. Allerdings macht uns das schnelle Tempo mit dem schweren Gepäck (ca. 12 kg) doch sehr zu schaffen. Immer wieder fängt es an zu regnen, Gott seid Dank nur leicht und es behindert uns nicht sonderlich. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir die Martin-Busch Hütte (2.501 m) und somit 30 Minuten schneller als es uns die Schilder versprechen. Wir sind gute Dinge und marschieren weiter Richtung Similaunhütte. Vorbei an kleinen Flüssen und Bächen wandern wir weiter durch den beeindruckenden Marzellkamm. Die Umgebung wird kahler und gegen Ende passieren wir auch kleinere Schneefelder. Nach insgesamt 3,5 Stunden (Martin-Busch-Hütte – Similaunhütte 1,5 Stunden) haben wir die Similaunhütte völlig erschöpft erreicht, besetzen unsere Zimmer und freuen uns auf das wohlverdiente Abendessen.

Am Abend und in der Nacht regnet es immer wieder und wir hoffen, dass die Tour morgen auf den Similaun starten kann. Um 6:00 Uhr gibt es Frühstück. Recht spät für unsere bisherigen Hochtourenerlebnisse, aber das liegt primär daran, dass die Touren auf den Similaun und die Fineilspitze mit rund 2 h nicht sonderlich lang sind. Nach dem Frühstück brechen wir direkt auf, Richtung Similaun. Der Regen hat sich eingestellt und wir hoffen noch, dass das Wetter aufbricht. Es geht zunächst über Blockwerk etwas bergab zu einem größeren Schneefeld. Hier entschließen wir uns, die Gletscherausrüstung anzulegen und uns in die Seilschaften einzubinden. Zwei weitere Weggefährten waren am Abend zu vor bereits früher an der Hütte. Somit sind wir für den ersten Tag zu siebt und bilden eine 3er- und eine 4er-Seilschaft. Die 4er-Seilschaft, in der wir laufen, gibt zunächst den Weg vor.

Die Hoffnung auf besseres Wetter wird schnell zunichte gemacht. Zwar regnet es auf dem Hinweg nicht sonderlich, aber es ziehen immer wieder dichte Wolken auf, so dass wir teilweise nur noch den Vordermann erkennen können. Trotz Trubel in der Hütte sind wir ein wenig verwundert, dass wir die einzige Seilschaft sind die unterwegs zu sein scheint. Bedenkt man doch, was damals am Großvenediger los war. Kurz erschleicht uns das Gefühl wir sind auf dem falschen Weg. Ein Blick auf die Karte und das GPS gibt uns aber Entwarnung. Nach circa 1,5 Stunden geht es vom Gletscher ins felsigere Gelände und wir beschließen den Abstand zwischen unseren Seilschaften zu verkürzen.

Kurze Zeit später bricht das Gipfelkreuz auf 3.599 m durch den dichten Nebel. Bei gutem Wetter hätten wir wohl bis hinab zur Similaunhütte blicken können, so bleibt uns leider eine schöne Rundumsicht verwehrt. Aber manchmal ist auch der Weg das Ziel. Schnell werden noch ein paar Fotos geschossen, bevor es an den Abstieg geht. Auch hier zieht es immer wieder zu und wir setzen vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Im Abstieg treffen wir dann auf eine weitere Seilschaft, die einzige Seilschaft die an diesem Tag uns auf der Strecke entgegenkommt.

Nach ca. 1,5 Stunden sind wir wieder zurück am Anseilplatz. Jetzt heißt es schnell hinauf über das Blockwerk und ab in die warme Stube, da das Wetter schon wieder dran denkt umzuschlagen. Den restlichen Tag relaxen wir in der Hütte und planen die Tour für den kommenden Tag auf die Fineilspitze (3.514 m). Stets haben wir den aktuellen Wetterbericht im Blick. Auch dieser verspricht für den morgigen Tag keine besseren Bedingungen. Dennoch entschließen sich fünf von uns den Aufstieg auf die Fineilspitze anzugehen. Es tröpfelt von Beginn an, aber das Wetter hält.

Die erste Etappe geht über gut markiertes Blockwerk, bevor wir nach rechts in ein Schneefeld queren und kurze Zeit später an der Ötzifundstelle (3.210 m) stehen. Wir entscheiden uns hier auf dem Rückweg eine längere Rast einzulegen, um nicht zu viel Zeit für den Gipfelanstieg zu vertrödeln. Der weitere Weg führt erneut über verschneites und teils eisiges Blockwerk. Immer wieder bleiben wir stehen und müssen uns neu orientieren. Das finale Gipfelstück wird zunehmend steiler und vereister und ohne Steigeisen wäre das ein gefährliches Unterfangen geworden. Nach ca. 2,5 Stunden haben wir das Gipfelkreuz erreicht, verbleiben aber auch hier nicht lange, sondern machen uns vorsichtig auf den Rückweg. Im Abstieg treffen wir dann eine weitere Gruppe, allerdings ohne Steigeisen. Auch die Bekleidung mit kurzen Hosen sehen wir etwas kritisch, da die sehr kalten und eisigen Temperaturen eher für einen wärmeren Schutz sprechen sollten. Wir berichten von den recht schlechten Verhältnissen hinsichtlich Sicht und Eis aber die Gruppe will es dennoch probieren.

Etwas erschöpft aber zufrieden kommen wir am späten Vormittag in der Hütte an und stärken uns mit einer Saftschorle und einer heißen Nudelsuppe mit Würstle. Danach beginnen wir den Abstieg nach Vent. Ein tolles Hochtourenabenteuer geht, trotz mäßigem Wetter und vernebelter Aussicht, zu Ende und wir freuen uns schon auf das nächste Abenteuer.

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